Inhalt:
Einführung
Besondere
Anforderungen
technischer
Redaktionen
Über
den Autor
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DMS in der Technischen
Dokumentation
Einführung
Im Rahmen dieses Artikels soll das sehr weitläufige Themengebiet
des Dokumenten- und Workflow-Managements zunächst kurz motivierend
gestreift werden. Anschließend wird auf die Anforderungen und Gegebenheiten
eingegangen, die sich beim Einsatz dieser Technologie im Umfeld der technischen
Redaktionen ergeben.
1 Kurze Einführung in DMS
1.1 Der Dokumentenbegriff
Der Begriff des Dokuments wird im Umfeld der Dokumenten-Management-Systeme
nicht im streng juristischen Sinne ausgelegt, sondern wir folgt definiert:
Ein Dokument ist eine Einheit von Informationen, die in einem DV-System
als Datei oder als Bestandteil einer Datei vorliegt.
Im Zeitalter von Multimedia ist der Umfang des Dokuments im Vergleich
zu einem papiergebundenen Dokument zu erweitern. So kommen gesprochene
Bemerkungen, Videosequenzen (etwa von Materialprüfungen) und Animationen
(beispielsweise von Montagesequenzen) zum Text hinzu. Ein Dokument ist
somit ein komplexes Objekt, das verschiedene Informationsarten vereinigt
und Informationen zu einem Thema beinhaltet.
Ebenen eines Dokuments
Dokumente in diesem Sinne bestehen aus einer Menge von Informationen.
Dabei können mehrere logische Ebenen eines Dokuments unterschieden
werden:
-
Struktur
-
Layout und
-
Inhalt.
Neben diesen logischen Ebenen ist eine Gruppierung der Dokumente nach Typen,
beispielsweise in Briefe, Geschäftsberichte, Handbücher und Ersatzteilkataloge,
möglich.
Die Rolle des Dokumenten-Management-Systems
Ein Dokumenten-Management-System muß alle Phasen des gesamten
Dokumentenlebenszyklus festhalten und unterstützen. Dieser Zyklus
beginnt mit der Erstellung oder dem Eingang eines Dokuments und schließt
mit seiner definierten Vernichtung. Zwischen diesen Enden liegt die Erschließung
des Dokumenteninhalts, die vorübergehende Speicherung, die Langzeitarchivierung,
das Retrieval, die Bearbeitung, der Ausdruck und die Übermittlung
des Dokuments an andere Stellen.
1.2 Dokumenten-Management-Systeme
Dokumenten-Management-Systeme können bezüglich der Schwerpunkte
ihrer Funktionalität in drei Gruppen eingeteilt werden, nämlich
in Archivierungssysteme, Retrieval- oder Recherche-Systeme und Vorgangsunterstützungssysteme.
Die Zielsetzung einer Organisation und der Nutzen, den sie sich durch die
Einführung eines Systems erhofft, legt fest, auf welcher Funktionalität
bei der Entscheidung für ein System der Schwerpunkt gelegt werden
sollte.
Viele Systeme vereinen die verschiedenen Funktionalitäten in unterschiedlichen
Ausprägungen miteinander. So existieren Systeme, die schwerpunktmäßig
den Bereich der technischen Dokumentation abdecken. Diese Systeme unterstützen
in der Regel die Erstellung von technischen Dokumentationen durch geeignete
Anbindungen, beispielsweise an Publishingsysteme wie Interleaf oder Frame.
Auch bieten diese Systeme oftmals Unterstützung für die modulare
Zergliederung und den dynamischen Zusammenbau der Dokumentation an. Die
Unterstützung für SGML läßt sich ebenfalls sehr häufig
in diesen Systemen finden.
Archivierung
Systeme zur Archivierung legen ihren Schwerpunkt auf der Ablage von
Dokumenten. Hierbei wird zwischen der normalen Speicherung (bspw. während
des Entstehungszyklus von Dokumenten) und der Langzeitarchivierung unterschieden.
Auch die automatische Versionierung von Dokumenten gehört in das Gebiet
der Archivierung. Als Archivierungsmedien kommen sowohl magnetische als
auch eine Reihe verschiedener optischer und magneto-optischer Medien (CD-R,
WORM, DVD oder MOD) für die Ablage der Dokumente zum Einsatz.
Retrieval
Retrievalsysteme legen den Schwerpunkt auf die Bereitstellung von Informationen
und Dokumenten, die in Datenbanken und Archiven abgelegt sind. Sie greifen
auf den Inhalt der Dokumente zu und eignen sich daher besonders für
Aufgaben, bei denen der Zugriff auf Informationen und nicht auf ein spezifisches
Dokument notwendig ist. In diese Klasse lassen sich beispielsweise die
Volltext-Recherche-Systeme einordnen.
Vorgangsunterstützung
Unter Vorgangsunterstützung wird hier das elektronische Weiterleiten
von Dokumenten verstanden, wobei zwischen zwei Werkzeugkategorien unterschieden
werden muß. Reine Workflowsysteme legen den Schwerpunkt auf die Unterstützung
von Vorgängen gemäß einem definierten Ablauf. Aufgaben,
an denen mehrere Personen bei der Erledigung eines Vorgangs beteiligt sind,
können so mit Hilfe eines Workflowsystems unterstützt werden.
Neben den reinen Workflow-Systemen bieten auch Groupware-Systeme in der
Regel Funktionalitäten zur elektronischen Weiterleitung von Dokumenten
an weitere Bearbeitungsstationen an. Der Unterschied liegt jedoch darin,
daß diese Weiterleitung nicht automatisch anhand eines vordefinierten
Vorgangs geschieht, sondern vom Bearbeiter explizit angegeben wird. Auch
viele der am Markt angebotenen Dokumenten-Management-Systeme unterstützen
Zusammenarbeit auf solche Weise.
1.3 Grundsätzlicher Aufbau von
Dokumenten-Management-Systemen
Der grundsätzliche Aufbau eines Dokumenten-Management- Systems,
der bei den meisten auf dem Markt existierenden Systemen vorgefunden werden
kann, ist wird nachfolgend dargestellt.
Relationale Datenbank als zentrales Informationsrepository
Die meisten Dokumenten-Management-Systeme verwenden eine relationale
Datenbank, um die für den Zugriff auf die Dokumente notwendigen Informationen
zu halten. Diese Informationen, die man mit Schlagwort, Index oder Attribut
bezeichnet, werden bei der Suche nach Dokumenten verwendet und beinhalten
die sogenannte Metainformation über ein Dokument, also beispielsweise
den Namen des Autors oder dem Dokument zugeordnete Stichworte. Die Datenbank
enthält in der Regel für jeden Dokumenttyp, der im Dokumenten-Management-System
definiert worden ist, eine eigene Tabelle mit den für diesen Typ spezifischen
Informationen. Ebenso ist in der Tabelle der Eintrag des physikalischen
Ablageorts des betreffenden Dokuments abgelegt. Die Dokumente werden somit
nicht in der Indexdatenbank, sondern in einem anderen Bereich des Dokumenten-Manage-ment-Systems
abgelegt.
Neben den beschriebenen Informationen muß das Dokumenten-Management-System
eine Reihe weiterer Informationen, die zur Administration des Systems erforderlich
sind, halten. Hierzu zählen beispielsweise Informationen über
zugelassene Benutzer, deren Zugriffsrechte, die unter Umständen bis
auf Dokumentenebene spezifiziert werden können, oder die vorgesehene
Archivierungsstrategie. Für die Haltung dieser Informationen wird
in der Regel ebenfalls die relationale Datenbank verwendet.
Das Dokument im DMS
Die Dokumente selbst stellen für das klassische Dokumenten-Management-System
quasi eine »Black Box« dar, die im Prinzip nicht weiter interpretiert
wird. Durch dieses Prinzip wird es ermöglicht, daß ein Dokumenten-Management-System
prinzipiell beliebige Datenformate verwalten kann. Der Zugriff auf die
Dokumente kann in diesem Fall natürlich nur über die separat
zu definierenden Indexattribute erfolgen.
Abweichend davon muß ein im Rahmen der technischen Redaktionen
einzusetzendes Dokumenten-Management-System in der Regel auf die Inhalte
der Dokumente zugreifen können, beispielsweise um die Dokumente sinnvoll
modularisieren zu können. Auch die »sinnvolle« Verarbeitung
von strukturierten Dokumenten (SGML oder XML) setzt den Zugriff auf den
eigentlichen Inhalt und somit ein »höheres Verständnis
des Dokuments« voraus.
1.4 Vorteile des Einsatzes von Dokumenten-Management-Systemen
Der Einsatz eines Dokumenten-Management-Systems kann - abhängig
von den Unternehmenszielen - unterschiedliche Nutzen bringen.
Dabei ist generell zwischen quantitativen und qualitativen Nutzenaspekten
zu unterscheiden. Quantitative Verbesserungen, wie die Einsparung von Archivfläche
oder die Reduktion der Suchzeiten, lassen sich in konkreten Zahlen erfassen.
Aber einen entscheidenden Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit von
Dokumenten-Management-Systemen bilden die qualitativen Faktoren eines solchen
Systems. Als Beispiele für qualitative Nutzenaspekte können die
Verbesserung der Auskunftsfähigkeit oder eine höhere Mitarbeitermotivation
genannt werden. Diese Vorteile sind nur sehr schwer mit Zahlen zu quantifizieren.
Langfristig wirken sich die qualitativen Vorteile häufig auch quantitativ
aus. Im einzelnen gilt:
-
Integrierte Verwaltung multimedialer Dokumente oder Akten, die Dokumente
in mehreren Medien (z.B. Text, Audio und Video) enthalten
-
Wiederverwendung von Dokumenten bzw. Dokumentationsteilen
-
Beschleunigung von Entscheidungsprozessen
-
Verbesserung der Auskunftsfähigkeit
-
Erstellung einer auf den Anwender zugeschnittenen Dokumentation
-
Wertsteigerung der Information durch höhere Verfügbarkeit.
-
Dokumente schneller und auch bequemer zugreifbar
-
Erhöhung der Sicherheit.
Den genannten Vorteilen stehen immer noch Probleme wie ungenügende
oder fehlende Schnittstellen zu Anwendungsprogrammen gegenüber, wodurch
eine durchgängige DV-Unterstützung verhindert wird. Übergreifende
Standards befinden sich zur Zeit zwar in der Entwicklung, doch das reibungslose
Arbeiten mit Produkten verschiedener Hersteller ist häufig (noch)
nicht möglich. In diesen Punkten liegen Weiterentwicklungsmöglichkeiten
existierender Systeme.
2
Besondere Anforderungen technischer Redaktionen
Zunächst soll ein Blick auf die Situation, die bei einem Einsatz
von Dokumenten-Management-Systemen im Bereich technischer Redaktionen derzeit
auftritt, geworfen werden. Aus dieser werden anschließend die Anforderungen
an ein Dokumenten-Management-System abgeleitet.
Wird das Umfeld der Erstellung technischer Redaktion betrachtet, so
läßt sich dieses in redaktionelle, technische und organisatorische
Aspekte unterteilen. Viele Aspekte lassen sich dabei nicht eindeutig einem
Bereich zuordnen bzw. haben entsprechende Auswirkungen in anderen Bereichen.
Aus diesem Grund werden einzelne Aspekte mehrfach unter verschiedenen Blickwinkeln
aufgeführt.
2.1 Redaktionelle Aspekte
Technische Dokumentation ist hochkomplex
Technische Dokumentation an sich ist eine hochkomplexe Sache. So nimmt
der Anteil an Multimedia-Inhalten zu. Doch bei der Verwendung von multimedialen
Inhalten ist mit großer Sorgfalt vorzugehen, damit deren Einsatz
sinnvoll ist und den Aufwand zur Erstellung dieser Informationen rechtfertigt.
Daneben bestehen technische Dokumentationen oft aus vielen Seiten und müssen
Informationen beinhalten, die sich eventuell an unterschiedliche Nutzerkreise
(Anwender, Techniker etc.) wenden.
Dokumentation durch die Entwickler
selbst
Leider wird die Erstellung der technischen Dokumentation bei manchen
Herstellern von den Entwicklern der Produkte selbst durchgeführt.
In einem solchen Fall ist davon auszugehen, daß diese Dokumentation
aufgrund der Tatsache, daß sie nicht von für diese Aufgabe qualifiziertem
Personal betrieben wird, in der Regel keine solch hochwertige Qualität
besitzt wie beim Einsatz von technischen Redakteuren. Außerdem ist
es bei diesem Personenkreis, für den die Dokumentation eher ein »notwendiges
Übel« darstellt, nur sehr schwer möglich, entsprechende
Werkzeuge als Autorensystem einzusetzen, weil in diesen Fällen eine
ausgiebige Schulung der Entwickler durchgeführt werden müßte,
was in vielen Fällen aus finanziellen oder terminlichen Gründen
nicht umsetzbar ist.
Großer Zeitdruck
Gleichzeitig findet die Erstellung der technischen Dokumentation häufig
unter einem sehr großen Zeitdruck statt. Dieser Aspekt, der dazu
führt, daß höchste Ansprüche an ein System zur Unterstützung
dieser redaktionellen Arbeit gestellt werden, ist dabei nicht auf den Fall
der Erstellung durch die Entwickler beschränkt. Auch die meisten technischen
Redaktionen klagen über diesen Zeitdruck, der ihnen oftmals nicht
mehr die Gelegenheit gibt, die erstellte Dokumentation mit der eigentlich
erforderlichen Sorgfalt nochmals zu prüfen. Neue Systeme, die in diesem
zeitlich hoch angespannten Umfeld zum Einsatz kommen sollen, müssen
neben einer dementsprechend hohen Zuverlässigkeit die Arbeit ebenfalls
wirkungsvoll unterstützen.
Erstellung durch mehrere Autoren
Komplexe technische Dokumentation wird oftmals von mehreren Autoren
gleichzeitig erstellt. Die notwendigen und möglichen Unterstützungsmöglichkeiten
zur gegenseitigen Abstimmung und Zusammenarbeit wie beispielsweise gemeinsame
Datenbestände mit gegenseitigem Sperrmechanismus bei Zugriff sind
jedoch oft nicht implementiert. Dies hat zur Folge, daß die zur Erstellung
notwendige Abstimmung aufwendiger ist, als sie beispielsweise bei Einsatz
entsprechender Systeme wäre.
Unterschiedliche Autorengruppen für unterschiedliche Medien
Außerdem kann es vorkommen, daß unterschiedliche Autorengruppen
für unterschiedliche Medien eingesetzt werden. Dies hat zur Folge,
daß Inhalte unter Umständen mehrfach, beispielsweise für
Papier, Online-Hilfe und CD-ROM, erstellt werden. Mögliche Einspareffekte
durch Vermeidung dieser Redundanz sind mit dem Einsatz eines medienneutralen
Datenformats realisierbar. Doch der Aufwand, den eine Umstellung der existierenden
Dokumentation auf ein solches medienneutrales Format bedingt, wird bisher
noch vielfach gescheut. Auf lange Sicht erscheint er aber unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten durchaus sinnvoll.
2.2 Technische Aspekte
Viele Querverweise
Wird die technische Dokumentation unter diesem Aspekt betrachtet, so
kann festgehalten werden, daß sich bei diesen Dokumenten in hohem
Maße Querverweise innerhalb von Dokumentationen wie auch Beziehungen
zwischen unterschiedlichen Publikationen existieren. Hier ist ein Werkzeug,
das die Erstellung und Verwaltung dieser Querverweise entsprechend unterstützt,
als sehr hilfreich anzusehen.
Spezielle Werkzeugumgebung
Für die Erstellung technischer Dokumentation ist es wünschenswert,
daß Werkzeuge, die im Unternehmen an verschiedenen Stellen zum Einsatz
kommen, eingebunden und als Datenquellen genutzt werden können. So
ist eine Integration von CAD-Werkzeugen, mit denen beispielsweise komplexe
Anlagen entworfen werden, sehr sinnvoll. Auch die Integration mit EDMS
oder PPS-Systemen stellt ein weiteres Hilfsmittel dar, durch das die Erstellung
typgerechter Dokumentation unterstützt werden kann.
In letzter Zeit findet in den technischen Redaktionen in zunehmendem
Maße der Einsatz von Werkzeugen statt, die strukturierte Dokumente
unterstützen. Dies bedingt, daß die Werkzeuge zur Verwaltung
dieser Dokumente ebenfalls diese Strukturierung unterstützen sollten,
da ansonsten Informationen bei der Ablage verloren gehen. Diese Informationen
können beispielsweise dazu dienen, Dokumente bzw. -teile aufgrund
von Werten in bestimmten Elementen recherchierbar zu machen.
Auch durch den verstärkten Einsatz von Multimedia-Inhalten verbreitert
sich das Spektrum integrierbarer Werkzeuge. Hier ist beispielsweise die
Integration von Audio- oder Video-Daten in ein technisches Dokument zu
nennen. Aber auch die Möglichkeit, beispielsweise CBT-Informationen
(CBT = Computer Based Training) mit einer Dokumentation zu verknüpfen,
stellt eine neue Herausforderung für Dokumenten-Management-Systeme
dar.
Modularer Aufbau der Dokumentation
Leider findet der modulare Aufbau, der in vielen technischen Dokumentationen
gefunden werden kann, bisher nur eine schwache Unterstützung. Durch
den modularen Aufbau der Dokumentation wird es ermöglicht, gleiche
Teile unterschiedlicher Dokumente nur einmal im System zu halten und in
den verschiedenen Dokumentationen einzubinden. Eine mögliche Fehlerquelle,
die bei der Durchführung einer Aktualisierung immer latent vorhanden
ist, kann dadurch ausgeschaltet werden.
Verschiedene Publikationsmedien
Als letzer Punkt ist zu nennen, daß Dokumentation in zunehmendem
Maße auf verschiedenen Medien publiziert wird. Hier ist es erforderlich,
ein Werkzeug zu verwenden, daß die integrierte Bearbeitung dieser
unterschiedlichen Medien erlaubt. Idealerweise werden die Dokumente in
einem medienneutralen Format in dem Redaktionspool gehalten und erst bei
der Publikation auf ein spezielles Ausgabemedium, etwa Papier, WWW oder
CD-ROM, mit spezifischen Informationen versehen, die für das jeweilige
Publikationsmedium erforderlich sind. So ist es beispielsweise denkbar,
Anmerkungen auf Papier als »Fußnote« und bei der CD-ROM-Version
als »Pop-up Window« zu realisieren.
2.3 Organisatorische Aspekte
Werden die organisatorischen Aspekte betrachtet, so ergeben sich die
nachfolgend diskutierten Punkte.
Papieroriertierte Erstellung
Auch wenn in der letzten Zeit ein Umdenkprozeß feststellbar ist,
so wird bei der Erstellung der Dokumentation häufig ein Prozeß
verfolgt, der sehr stark auf das Papier ausgerichtet ist. Diese Ausrichtung
bezieht sich dabei auch auf die verwendeten Werkzeuge. Hier wäre eine
noch stärkere Abwendung hin zu einer Philosophie der Erstellung von
Informationen anstatt von Kapiteln wünschenswert. So spielt es bei
der Publikation auf unterschiedlichen Medien keine Rolle, wie Abbildung
und Unterschrift zueinander angeordnet sind. Es wäre sogar denkbar,
bei einer elektronischen Publikation Abbildungen erst auf spezielle Interaktion
durch den Betrachter in einem sog. »Pop-up-Window« zu präsentieren.
Monolithischer Aufbau der Dokumentation
Heutige Dokumentation ist leider oft sehr monolithisch aufgebaut. Dies
hat zur Folge, daß Anwender mit großen Mengen von Papier versorgt
werden, jedoch nur einen unzureichenden Leitfaden haben, welche Informationen
in einem gegebenen Umfeld für sie relevant sind und wo diese Informationen
zu finden sind. Bedenkt man nun noch zusätzlich, daß eventuell
die komplette Dokumentation einer Produktfamilie aus logistischen Gründen
komplett einem Anwender übergeben wird, dieser aber nur eine sehr
kleine Auswahl dieser Produkte im Einsatz hat, so ist leicht ersichtlich,
daß eine bessere, sprich abgestimmtere, Dokumentation für den
Anwender von großem Nutzen wäre.
Die bereits angesprochene große Anzahl von Querverweisen führt
in der Praxis immer wieder dazu, daß Teile der Dokumentation überarbeitet
werden und durch diese Überarbeitung Querverweise nicht mehr korrekt
sind. Ein Werkzeug, mit dem diese Querverweisproblematik verbessert werden
könnte, würde die Zufriedenheit der Anwender mit einer Dokumentation
stark erhöhen.
Mehrfache Erstellung gleicher Inhalte
Aufgrund der fehlenden Unterstützung für einen modularen
Aufbau der Dokumentation müssen gleiche Inhalte oftmals mehrfach erstellt
werden. Dies hat einen entsprechenden Mehraufwand zur Folge. Auch wird
die Vereinheitlichung der Dokumentation hierdurch erschwert, was insbesondere
dann der Fall ist, wenn die Erstellung dieser an sich gleichen Informationen
durch unterschiedliche Autoren erfolgt. Selbstverständlich führt
diese Arbeitsweise auch dazu, daß bei Aktualisierungen (beispielsweise
Verweise auf neue Normen) diese nicht bei allen Teilen durchgeführt
werden, was eine inkonsistente bzw. falsche Dokumentation zur Folge hat.
2.4 Fazit
Betrachtet man die oben diskutierten Aspekte, so lassen sich die folgenden
Aufgabenschwerpunkte für Dokumenten-Management-Systeme im Umfeld technischer
Redaktionen festhalten:
-
Redaktionsunterstützung: Im Bereich der technischen Redaktionen
ist die Unterstützung der Redaktionsarbeit notwendig. Daher liegt
der Schwerpunkt auf der Verwaltung in der Entstehung befindlicher Dokumente,
nicht auf der Archivierung.Weitere Schwerpunkte bildet ein ausgeprägtes
Versions- und Variantenmanagement und die Abbildungsmöglichkeit des
redaktionellen Workflows
-
Multimedia-Inhalte: Die Inhalte von Dokumentationen werden in zunehmendem
Maße multimedial geprägt sein. Dies setzt die Verwaltung großer
Datenmenge vom System voraus. Ferner ist es erforderlich, daß multimediale
Inhalte in unterschiedlichen Qualitätsstufen (etwa für CD-ROM
und Web) transparent verwaltet werden.
-
Werkzeuganbindung: Die im Bereich der technischen Redaktionen am
weitesten verbreiteten Werkzeuge wie DTP-Werkzeuge (Frame, Interleaf, Quark
Xpress) oder CAD-Werkzeuge müssen an das Dokumenten-Management-System
angebunden werden können. Häufig ist auch eine Integration mit
EDMS (= Engineering Data Management Systeme) oder PPS (=Produkt Planungs-
und Steuerungs-Systeme) gefordert.
-
Strukturierte Dokumente: Technische Dokumente sind im allgemeine
sehr gut strukturierbar. Aus diesem Grund erscheint die Unterstützung
von SGML bzw. XML immer wichtiger. Dies bedeutet, daß bei der Übergabe
eines Dokuments an das DMS dessen Korrektheit zur formalen Dokumenttyp-Beschreibung
geprüft wird. Auch sollte eine Suchbeschränkung auf einzelne
Elemente eines Dokuments (in dem Stil: Suche alle Dokumente, die im Element
»Autor« den String »Altenhofen« enthalten.) enthalten
sein.
-
Modularisierung: Technische Dokumentation eignet sich in der Regel
sehr gut zur Aufteilung in unterschiedliche Module, die je nach Anforderung
individuell zusammengefügt werden können. Es ist also eine Unterstützung
für das fallweise Zusammenbauen von Dokumentation aus den vorhandenen
Einzelteilen erforderlich.
-
Wiederverwendung: Häufig lassen sich in Bereich der technischen
Dokumentation Teile (von technischen Hinweisen bis zu ganzen Kapiteln)
in mehreren Dokumentationen verwenden. Redundanz in der Datenhaltung, und
somit in der Regel Fehler durch vergessene Aktualisierungen, lassen sic
hso vermeiden.
-
Single Source – Multiple Media: Technische Dokumentationen werden
in zunehmendem Maße auf unterschiedlichen Medien (Papier, Online,
CD-ROM etc.) publiziert. Hier ist es daher erforderlich, die verschiedenen
Medien aus einer Quelle bedienen zu können, was eine entsprechende
Verwaltung voraussetzt.
Über
den Autor
Dipl.-Inform. Christoph Altenhofen, Fraunhofer
IAO, Stuttgart
Christoph Altenhofen studierte Informatik
mit dem Nebenfach Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kaiserslautern.
Seine Diplomarbeit, die er am »Europäischen Zentrum für
Netzwerkforschung« (ENC) der IBM in Heidelberg erstellte, trug den
Titel »Externe Referenzen in normierten Dokumentenarchitekturen«.
Nach der Beendigung seines Studiums arbeitete Christoph Altenhofen
2 1/2 Jahre am ENC der IBM. Dort beschäftigte
er sich zunächst intensiv mit der Thematik des offenen, normierten
Dokumentenaustauschs (ODA, SGML). Dabei war er an einem mehrjährigen
Projekt bei einem großen schweizer Finanzdienstleister beteiligt,
das die Einführung von SGML im Bereich des Weisungswesens zum Inhalt
hatte. Anschließend war er in der Abteilung »Telekooperation«
in mehreren Forschungsprojekten im Bereich Workflow tätig.
Seit Oktober 1995 arbeitet Christoph Altenhofen am Fraunhofer
IAO. Dort arbeitet er im CC Software Management und ist Leiter des IAO-Zentrums
»Dokumenten- und Workflow-Management«.
Zu seinem Aufgabengebiet gehört die Durchführung und Leitung
von Projekten aus dem Themengebiet des Dokumenten- und Workflow-Managements.
Die Projekte sind sowohl aus dem Bereich der Forschung, als auch aus dem
industriellen Bereich, wobei sowohl öffentliche Dienstleister als
auch produzierende Unternehmen zu den Kunden zu zählen sind.
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