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Sprachlabor
Syntax Die Argumentstruktur lexikalischer Einheiten Die Anzahl der Argumentstellen eines Wortes im syntaktischen Sinne (Verb (= V), Adjektiv (= A), Nomen (= N), Präposition (= P)) bezeichnen wir als die Stellenzahl (Stelligkeit) dieses Ausdrucks. Insbesondere die Verben stellen Bezüge zwischen einzelnen Konstituenten innerhalb eines Satzes her. So bezieht etwa das Verb streicheln in einem Satz wie Karl streichelt die Katze die beiden Nominalphrasen Karl und die Katze in einer spezifischen Weise aufeinander. Setzt man für streicheln das Verb schlagen ein, so wird ein anderer Bezug zwischen Karl und die Katze hergestellt. Wir können sagen, daß Verben Relationen zwischen Individuen und Sachverhalten herstellen. Die Art und Weise, wie dies sprachlich geschieht, hängt von syntaktischen und lexikalischen Bedingungen ab (Kongruenz, Verbstellung, Kasus usw.). Die Verben des Deutschen variieren hinsichtlich ihrer Stelligkeit und des Typs der Argumente, die sie fordern. Den Begriff Argument wollen wir weiter differenzieren und eine Unterscheidung zwischen Subjekten und Objekten treffen. Da das Subjekt in finiten deutschen Sätzen nie hinsichtlich seiner Kasuseigenschaften alterniert (Das Subjekt steht stets im Nominativ.) hat es einen designierten Status gegenüber den Objekten. Die Argumente von Verben Wir betrachten zunächst die Hauptklassen der deutschen Verben,
unterschieden nach Stelligkeit und Kategorie der Argumente (genauer: der
Objekte).
Die Valenz eines Verbs (oder eines Elementes einer anderen Kategorie)
gibt die Anzahl der
Argumente an, die dieses Element obligatorisch
fordert. So ist ein Satz wie
Es gibt bei Verben ein designiertes Argument: das Subjekt. Die anderen Argumente sind die Komplemente. Die Argumente lassen sich also nach der folgenden Gleichung angeben: Argumente = Subjekt + Komplemente Die Valenz von Verben läßt sich durch die 'Weglaß-Probe' ermitteln: Wenn eine Konstituente weggelassen werden kann, ohne daß der Satz
ungrammatisch wird, gehört sie nicht zur Valenzstruktur des Verbs.
Die Argumente von Adjektiven Die Argumente von Adjektiven werden sowohl in attributiver Verwendung als auch in prädikativer Verwendung nach links regiert:
Komparation von (Dimensions-) Adjektiven macht das imlizite Argument syntaktisch sichtbar, wodurch eine von einem syntaktischen Argument gelieferte Bezugsgröße zu dem von dem Adjektiv ausgedrückten Vergleich herangezogen werden kann.
Die Argumente von Präpositionen sind Nominalphrasen, die in den Kasus Genitiv, Dativ und Akkusativ auftreten können. Präpositionen regieren ihre Komplemente i.d.R. nach rechts.
Die Argumente von Nomina können als NPn im Genitiv oder als Präpositionalattribute realisiert werden.
Ausnahmen:
In einem Satz werden syntaktische Argumente durch Prädikatsausdrücke wie Verben, Adjektive, Präpositionen oder Nomina aufeinander bezogen. Dabei muß jedes syntaktische Argument von einem Prädikatsausdruck gefordert werden und die Valenzstellen, die ein Prädikatsausddruck zur Verfügung stellt müssen von einem syntaktischen Argument besetzt werden. Insofern läßt sich das durch einen Satz ausgedrückte Szenario mit einem Schauspiel vergleichen. Um eine Bühnenkonfiguration eines Schauspiels angemessen zu gestalten, muß jede Rolle, die das Stück vorsieht, mit einem Schauspieler besetzt sein, und jeder Schauspieler auf der Bühne muß eine Rolle haben. Geradeso verhält es sich mit den Argumentstellen eines Prädikatsausdrucks und den syntaktischen Argumenten. Man nennt die Argumentstellen, die ein Prädikatsausdruck in einem Satz zur Verfügung die thematischen Rollen (oder kurz: Theta-Rollen), die in der Argumentstruktur oder dem Theta-Raster dieses Ausdrucks angeordnet sind. Die Beziehung zwischen Theta-Rollen und syntaktischen Argumenten ist stets 1 : 1. Theta-Kriterium: Jedes syntaktische Argument muß genau eine Theta-Rolle erhalten, und jede Theta-Rolle muß genau einem Argument zugewiesen werden. Nicht wohlgeformt sind daher Sätze, bei denen eine Argumentstelle nicht besetzt ist oder ein Argument zuviel auftritt.
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