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Unter
der Lupe
Telefonieren kann doch jeder! Diese Zeiten sind anscheinend vorbei, denn wer heute sein neues Telefon oder womöglich im Beruf die neue Telefonanlage richtig nutzen will, der kommt an der Bedienungsanleitung nur schwer vorbei. Unter die Lupe genommen wurde diesmal die Bedienungsanleitung der Firma FMN-Fernmeldetechnik Nordhausen für das sogenannte ISDN-Komforttelefon alpha euro 30. Vor dem Leser liegt ein kompaktes, 64 Seiten starkes Heftchen im DIN-A-5-Hochformat.
Die Titelseite (siehe Bild 1) in verschiedenen, vorwiegend blassen Grautönen
wirkt dezent und ansprechend. Sachlich und solide erscheint die schnörkellose
Grotesk, die hier verwendet wurde. Die Seite zeigt eine Abbildung des Telefons,
den Titel "Bedienungsanleitung" und in doppelter Ausführung die Bezeichnungen
der beschriebenen Telefone. Etwas versteckt, findet man unten in der rechten
Ecke den Namen der Herstellerfirma FMN. Die Titelseite enthält also
alle notwendigen Angaben. Die Herstellerfirma könnte jedoch etwas
weniger zurückhaltend auftreten, die Dopplung der
Bild 1: Die Titelseite mit allen notwendigen Angaben Schlägt man das Heftchen auf, relativiert sich der positive erste Eindruck leider. Dem Leser fällt ein Wust von vor Seite 3 lose eingelegten DIN-A-5-Zetteln entgegen: "Kundeninformation - Headset", "Ergänzung alpha euro 30/alpha euro 30 a/b", "call by call Unterstützung", "aktuelle Menü-Übersichten alpha euro 30/alpha euro 30 a/b" Was soll so ein Zettelsalat? Die Zettel stören beim Lesen, man kann das Heft nicht weiter aufschlagen, weil sie im Wege sind. Also legt man sie an die Seite, vergißt sie, verlegt sie, wirft sie weg oder Wer sich ein Telefon kauft, möchte vermutlich telefonieren. Also begeben wir uns in die Situation so eines Möchtegerntelefonierers mit der Bedienungsanleitung in der Hand! (Er könnte natürlich auch einfach den Hörer abheben und abwarten, was passiert; aber nehmen wir einmal an, unser Nutzer möchte die Sache im Griff haben, bevor er anfängt.) Die Anleitung ist, wie oben bemerkt, recht umfangreich; man muß das entsprechende Kapitel in der Anleitung suchen. Das Inhaltsverzeichnis hilft weiter:
(Mancher Benutzer denkt sich: "Das lese ich, wenn ich mal Zeit habe ") ("Das gleiche, oder ?") ("Beim Telefon? Das kann so wichtig nicht sein ") ("Ach?") ("Mal kurz reingucken kann nicht schaden. Aha, hier ist die Gesamtabbildung. Die kann man später noch gebrauchen.") ("Später!") ("Das Telefon steht doch schon da.") ("JA!") ("Ich will jetzt telefonieren!!!") (ein Stoßseufzer) Das Heftchen hat übrigens auch ein recht ausführliches Stichwortverzeichnis. Allerdings hilft es in diesem Fall nicht weiter: Der Suchbegriff "Telefonieren" findet sich nicht, auch "Anrufen" kommt nicht vor, wohl aber "Anrufe". Schlägt man aber die entsprechenden Seiten auf, so stellt sich heraus, daß es hier lediglich um eingehende Anrufe geht. Das Kapitel "Wählen", hier wiederum das erste Unterkapitel "Wählen
(gehendes Gespräch)", mag als Beispiel dienen, um die Anleitung einmal
im Detail anzusehen (siehe Bild 2).
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Bild
2: Hier erfährt der Leser, wie man telefoniert
Die Kapitelüberschrift "Wählen" ist nicht ganz geglückt. Es wird nicht ausschließlich zum Wählen angeleitet, sondern zum Telefonieren incl. Hörer-Abheben, Wählen und Auflegen. Auch der Untertitel überzeugt nicht: Was ist ein "gehendes" Gespräch? Der Begriff kann erraten/erschlossen werden, geläufig ist er aber zunächst nicht. Positiv zu vermerken ist jedoch, daß die Tätigkeit des Nutzers in den Mittelpunkt gestellt wurde, nicht eine Funktion oder gar ein Bedien- oder Anzeigeelement des Telefons. Die Anleitung ist relativ übersichtlich und sinnvoll aufgebaut,
grundsätzlich in drei Spalten, die verschiedene Aufgaben erfüllen.
In der linken Spalte findet sich ein leicht zu entschlüsselndes Symbol
für den jeweiligen Handlungsschritt:
Der umständliche Nominalstil in der letzten Anweisung ("Beenden
des Gesprächs durch Auflegen des Hörers.") wäre ebenfalls
verzichtbar. Warum nicht: "Gespräch beenden, Hörer auflegen"?
In der dritten Spalte schließlich ist das Display abgebildet, mithin
also das Ergebnis des jeweiligen Handlungsschritts. Die meisten hier abgebildeten
Displayanzeigen sind aus sich heraus verständlich, eine weitere Erklärung
erübrigt sich. Fraglich ist die Bedeutung des Begriffs "Parken" während
des Gesprächs. Da an dieser Stelle kaum die Gelegenheit zu einer ausführlichen
Erklärung besteht (sie würde den Zusammenhang zerreißen),
bleibt dem Leser bei Zweifeln oder Interesse nur die Möglichkeit,
Die grundsätzliche Übersichtlichkeit wird leider durch zwei Einschübe gestört ("Sie haben hier die Möglichkeit, " und "wenn die Verbindung ", siehe Bild 2). Solche Einschübe sind nicht immer vermeidbar, es wäre allerdings zu überlegen, wie man sie gestalten und plazieren kann, damit die Übersichtlichkeit der Anleitung nicht verlorengeht. Insbesondere der erste Einschub paßt sich dem Layout der Seite nicht an. Das Symbol für die ESC-Taste stößt an die darüberliegende Abbildung des Displays, eine Anordnung, die schlecht, wie hingepfuscht aussieht. Hinzu kommt, daß die zwei Zeilen des Einschubs dicht aufeinanderfolgen, so daß man meint, sie gehörten zusammen. Genau das tun sie aber nicht, vielmehr bezieht sich die erste Zeile auf den vorangegangenen Handlungsschritt, die zweite auf die im folgenden gezeigten Displayanzeigen. Einen Versuch wert Zugegeben, der Ausschnitt der Anleitung, der hier vorgestellt wurde,
leitete zur denkbar einfachsten Handlung an:
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