Inhalt:
Aufgaben
eines
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Ein
Vergleich zwischen den Tätigkeiten des Technischen Autors und des
Patentingenieurs
Die Tätigkeiten beider verbindet, daß sie arbeits- und damit kostenintensiv sind (und deshalb als hohe Gemeinkostenfaktoren zu Buche schlagen und mißtrauisch von Controllern beäugt werden), daß sie zudem oft keinen höheren Preis eines Produktes rechtfertigen, daß sie aber, sorgfältige Arbeit vorausgesetzt, auch hohen Schaden vom betreffenden Unternehmen abhalten können. Beide Tätigkeiten verbindet mehr, als technische Abhandlungen zu schreiben. Es sind jedoch auch wesentliche Unterschiede vorhanden. Im folgenden Artikel soll diese Aussage anhand einer genaueren Beschreibung beider Tätigkeiten untermauert werden. Was macht ein Technischer Autor? Dem Leser ist die Aufgabe eines Technischen Autors wohl bekannt. Sie besteht hauptsächlich darin, mit Hilfe von technischer Literatur jeglicher Art (produktbegleitende Informationen wie Anleitungen, Anweisungen, Kataloge, Produktinformationen, Ersatzteillisten u.ä.) eine zwischen Hersteller und Verbraucher bestehende Informationslücke zu schließen und somit eine Informationsschnittstelle zwischen einem Produzenten auf der einen und einem Anwender auf der anderen Seite zu bilden. Was macht ein Patentingenieur? Der Patentingenieur ist auf dem Gebiet des Gewerblichen Rechtsschutzes tätig. Er meldet eigene Schutzrechte an (Patente, Gebrauchsmuster, Marken [früher: Warenzeichen] und Designmuster) überwacht aber auch fremde Schutzrechte (das sind insbesondere Schutzrechte des Wettbewerbs) und greift sie mit rechtlichen Mitteln an, falls sie der eigenen Produktphilosophie im Wege stehen oder mit eigenen Schutzrechten kollidieren. Die juristische Seite betrifft den Technischen Autor nur insoweit, als er die detaillierten Vorgaben von Gesetzen, technische Normen und Vorschriften für die Gestaltung seiner Technischen Dokumentation zu beachten hat, um Schadensersatzforderungen und Produkthaftungsklagen wegen fehlerhafter Anleitungen zu vermeiden. Was ein Gerät können muß und darf oder aber nicht darf, betrifft eigentlich nicht ihn, sondern die Produktentwickler. Um eigene Schutzrechte anmelden und fremde Schutzrechte angreifen zu können, muß der Patentingenieur, im Gegensatz zum Technischen Autor, auf dem gesamten Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes tätig und erfahren sein. Hierfür bedarf es eines sehr breiten allgemeinjuristischen und patentrechtlichen Basiswissens. So muß er beim Anmelden eines eigenen Schutzrechts unter anderem wissen
Weiterhin muß er im Zusammenhang mit fremden Schutzrechten wissen
Häufig kommt er noch mit anderen Gesetzen und Vorschriften in Berührung, insbesondere mit dem Erfindungsvergütungsgesetz, worin die Vergütung der Erfinder für eine Erfindung vorgeschrieben ist. Auch über den Lizenzvertrag, der die Benutzung eigener Schutzrechte durch Dritte bzw. die Benutzung fremder Schutzrechte regelt, muß er Bescheid wissen. Wie bereits weiter oben beschrieben, ist die Haupttätigkeit des Technischen Autors das Erstellen Technischer Dokumentationen. Bevor er mit der Formulierung eines Textes beginnt, muß er erst einige Vorarbeit leisten und unter anderem unbedingt eine Zielgruppen-Analyse vornehmen. Denn je genauer der Technischer Autor weiß, für wen er schreibt, um so besser kann er seine Texte den Kenntnissen, Erwartungen und Fähigkeiten seiner Adressaten anpassen. Wirksamkeit und Akzeptanz seiner Dokumentation und damit seiner Arbeit sind damit unmittelbar verbunden. Seine Zielgruppe kann, je nach Produkt, fachlich vorgebildetes Personal sein, aber auch der (noch) unwissende und fachlich nicht gebildete Anwender. Erst die genaue Kenntnis seiner Zielgruppe durch die Analyse des Wissenstandes des Lesers ermöglicht ihm als nächstes das Bestimmen von Lernzielen, an denen er seine Texte und Illustrationen orientiert. Ist ihm das genaue Bestimmen seiner Zielgruppe nicht möglich, muß er sich auf das unterste zu erwartende Niveau einstellen. Erst nach dieser Analyse kann der Technische Autor ein Informationsziel formulieren und die Art und Weise der Informationsübergabe festlegen. Beim Patentingenieur nimmt die Technische Dokumentation einen nicht
so hohen Stellenwert ein, wie dies beim Technischen Autor der Fall ist.
Das Patentgesetz fordert für die Beschreibung einer Erfindung lediglich,
daß der Gegenstand der Erfindung, also eine Vorrichtung, ein Verfahren
oder die Verwendung einer Vorrichtung oder eines Verfahrens, so beschrieben
sein muß, daß ein auf dem betreffenden Gebiet der Erfindung
tätiger Fachmann die Erfindung nachvollziehen kann. Daraus folgt für
den Patentingenieur, daß seine Adressaten von Anfang an feststehen:
Dies sind ausschließlich einschlägig ausgebildete Fachleute.
Eine Zielgruppen-Analyse ist somit hinfällig.
Leider ist es (noch) nicht die Regel, daß Technische Autoren und Patentingenieure von Anfang an in ein Projekt einbezogen werden. Meistens werden sie gegen Ende eines Entwicklungsprojekts vor vollendete Tatsachen gestellt, um dann unter erheblichem Zeitdruck eine Bedienungsanleitung bzw. eine Schutzrechtsanmeldung ausarbeiten zu müssen, wobei als schriftliche Unterlagen der Entwickler bzw. der Erfinder häufig bestenfalls Konstruktionszeichnungen mit stichwortartigen Erläuterungen vorliegen, im Fall des Technischen Autors vielleicht sogar ein funktionsfähiges Muster oder ein Prototyp. Damit wird der Technischer Autor bzw. der Patentingenieur alleingelassen, so daß er sich in der Regel reichlich Mühe geben muß, ein Produkt mit all seinen Funktionen bzw. eine Erfindung zu verstehen und verbleibende Fragen und Unklarheiten durch beständiges Nachfragen zu klären. Eine weitere gemeinsame Tätigkeit betrifft den zeitintensiven Prozeß
der Recherche. Zwar verfolgen Technischer Autor und Patentingenieur mit
einer Recherche nicht das gleiche Ziel, die Recherche bezieht sich aber
in beiden Fällen meistens auf vorhandene Literatur. So recherchiert
der Technischer Autor primär beispielsweise in technischen Unterlagen
für ein Vorläuferprodukt, in Pflichten- oder Lastenheften für
das neue Produkt, befragt Kollegen und macht sich mit dem Umgang des Gerätes
oder Produktes selbst vertraut. Dadurch versetzt er sich in die Lage,
die Funktionen und Möglichkeiten eines Produktes in all seinen Varianten
zu erkennen und es dem zukünftigen Benutzer in der bestmöglichen
Weise beschreiben zu können.
Ähnlich verhält es sich mit dem Monitoring, also dem Überwachen
des Wettbewerbs, seien es nun die Wettbewerbsprodukte selbst oder deren
Technische Dokumentation. Da in der technischen Kommunikation viele kreative
Köpfe beschäftigt sind, die immer wieder neue und gute Ideen
in Anleitungen und Beschreibungen einbringen, ist es nützlich, die
Druckschriften von anderen Herstellern ähnlicher Produkte ständig
zu studieren. Auf diese Weise findet der Technischer Autor in Technischen
Dokumentation oft gute Anregungen für seine Arbeit (und da es in der
Regel kein Urheberrecht darauf gibt, sollte er sich nicht scheuen, gute
Ideen aus Wettbewerbsdokumentationen zu übernehmen).
Ein letzter gemeinsamer Punkt, der genannt werden soll, betrifft die technischen Illustrationen. Bekanntlich können sich bei der Beschreibung eines Produktes oder auch einer Erfindung Technischer Autor und Patentingenieur viel Text ersparen, wenn sie sich stattdessen eine sinnvolle Illustration überlegen, die die wesentlichen Zusammenhänge mit wenigen Blicken erkennen läßt. Oftmals wird sogar eine Beschreibung erst in Verbindung mit einer Illustration verständlich, wenn beispielsweise sehr viele mechanische Teile oder Funktionen zu beschreiben sind. Daher sollten Technische Autoren und Patentingenieure sich gleichermaßen bemühen, statt kunstvoller Formulierungen lieber eine durchdachte Illustration zu verwenden. Die Leser werden beiden dankbar dafür sein. Die Tabelle zeigt zusammenfassend genannte und weitere Vergleichspunkte zwischen einem Technischen Autor und einem Patentingenieur.
Technischer
Autor und Patentingenieur
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