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Altlasten-
von Postscript zu PDF
Teil2: Das Portable Document Format Im ersten Teil dieses Artikels wurde dargestellt, wie verschiedene Eigenschaften von Postscript, nämlich Dateigröße, fehlende Editierbarkeit und fehlende Seitenunabhängigkeit zu Verstimmung in der Druckvorstufe führen kann. Im folgenden zweiten Teil wird untersucht, inwiefern das Portable Document Format (PDF) diese Probleme löst. Die Grundidee von Postscript war die geräteunabhängige Seitenbeschreibung. Eine Seite wird beschrieben, indem die Bewegungen eines imaginären Zeichenstiftes auf der Seite aufgelistet werden. Diese Idee war so gut, daß sie in PDF beibehalten wurde. In PDF wird eine Seite auf die gleiche Weise beschrieben wie in Postscript. Adobe hat nur die Zeichenbefehle abgekürzt, um Platz zu sparen. Die Unterschiede zwischen PDF und Postscript (die, vom Seitenmodell einmal abgesehen, gewaltig sind) haben zwei Gründe:
Sind PDF-Dateien kürzer als Postscriptdateien? Ein klares Ja ist die Antwort. Zu welchem Preis? PDF-Dateien sind mit genormten Kompressionsalgorithmen komprimiert. Das Dateiformat wird dadurch intransparent und kann zum Beispiel nicht mehr (wie Postscript) mit einem einfachen Texteditor beabeitet werden. Aber das will ja auch niemand. Die verwendeten Kompressionsalgorithmen sind für Texte und Zeichnungen reversibel. Für Bilder wird das nicht reversible Verfahren jpeg verwendet. Dies bedeutet in der Praxis hauptsächlich, daß ein Bild, das einmal den Zyklus Kompression - Dekompression durchlaufen hat, nicht ein zweites Mal komprimiert (gepackt) werden darf. Die Kompressions- und Dekompressionszeit ist im Vergleich zu der übrigen Verarbeitungszeit einer Datei minimal. Die Tatsache, daß PDF-Dateien komprimiert sind hat also in der Praxis keinen Nachteil. Anders ist dies mit dem anderen Sparkonzept von PDF: Dem Umgang mit Schriften. Wie im ersten Teil des Artikels beschrieben, verbrauchen Schriftbeschreibungen in Dateien viel Platz, da das Aussehen jedes einzelnen Zeichens beschrieben werden muß. Schon in Postscript wurde deswegen versucht, die Schriftbeschreibungen auf den Ausgabegeräten gespeichert zu halten und in den Dateien nur die Schriftnamen mitzuliefern. Wenn allerdings in der Datei eine Schrift verwendet wird, deren Beschreibung weder in der Datei selbst noch im Ausgabegerät zu finden ist, führt dies zu den in jedem Vorstufenbetrieb bekannten Schriftproblemen. Bei PDF tritt dieses Problem tendenziell verschäft auf: Das Datenformat ist ursprünglich für die Ausgabe auf Bildschirmen konzipiert (und auch heute noch werden für den Druck relevante Features des Formats eher stiefmütterlich behandelt, wie im PDF Whitepaper zu lesen ist ). Bei einfacher Bildschirmausgabe kommt es besonders häufig vor, daß ein Computer eine Schrift nicht auf Lager hat - schließlich installieren die meisten Benutzer nur die Standardschriften - und trotzdem soll das Dokument nie schlecht aussehen. PDF regelt dies durch das Konzept der Fontdescriptoren. Im einzelnen funktioniert die Darstellung von Text in PDF folgendermaßen: Ein Text soll in einer bestimmten Schrift dargestellt werden. Ist die Schriftbeschreibung im Dokument enthalten (eine eingebettete Schrift, wie aus Postscript bekannt), sind alle glücklich: Die Schrift wird verwendet. Sollte dies nicht der Fall sein, ist noch lange nicht alles verloren: Das Programm, das die PDF-Datei verarbeitet, schaut, ob die Schrift auf dem Ausgabegerät vorhanden ist und das Problem mit Bordmitteln gelöst werden kann. Sollte dies auch nicht der Fall sein, wird die Notbremse gezogen: Der Fontdescriptor kommt zum Zug. Es handelt sich hierbei um einen Datensatz, der den Schriftschnitt, die Dickten, die Schriftfamilie und die Strichstärken der gesuchten Schrift beschreibt. Dieser Datensatz ist für jede verwendete Schrift in einer PDF-Datei enthalten. Aus einem universellen Schriftsatz (einem sogenannten „Multiple Masters Font“) wird eine Schrift mit demselben Fontdescriptor wie die ursprüngliche Schrift errechnet. Dabei erhofft man sich, die Anmutung der Seite wenigstens annähernd wiederherzustellen. Bei ungewöhnlichen Sonderschriften kann es allerdings schon mal
vorkommen, daß sich das Resultat vom Beabsichtigten erheblich unterscheidet.
Typographen müssen bei diesem Vorgehen von ihren üblichen Qualitätsansprüchen
natürlich ziemliche Abstriche machen, verglichen mit der gewohnten
Qualität einer Bildschirmausgabe ist das Resultat jedoch sehr gut.
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Abbildung 1: Das Konzept der Fontdescriptoren |
Abbildung 3: Programme und Sprachen beim Desktop-Publishing |
Der Grund, weswegen bei der Übersetzung
via Druckertreiber notwendigerweise Objektinformationen verloren gehen,
ist die Zwischensprache. Diese Sprachen kennen keine Befehle für Anfang
und Ende von Objekten. Für ein Ausgabegerät, das ja immer die
ganze Seite abbildet, sind diese Informationen nämlich unwichtig,
und die Zwischensprachen wurden ausschließlich zur Bedienung dieser
Geräte entworfen. Wenn also Postscript über Druckertreiber entworfen
wird, dann kann dieses Postscript die Editierbarkeit von Objekten, die
komplexer als eine Zeile sind, nicht unterstützen. Dasselbe gilt natürlich
auch für eine PDF-Datei, die aus diesem Postscript erzeugt wird und
auch für PDF-Daten, die direkt über den PDF-Writer erzeugt wurden,
denn dieser ist ja nichts anderes, als ein spezieller Druckertreiber.
Die einzige Art und Weise, dieses Manko zu umgehen, wäre die Erzeugung von PDF direkt aus dem DTP-Programm heraus. Dies wird, wenngleich auch noch recht fehlerhaft, von einigen Programmen bereits angeboten und wird in wenigen Jahren zum Standard gehören. Es besteht also Hoffnung, daß in Bälde der Traum vom „bis ans kurz vor der Belichtung editierbaren PDF“ in den Grenzen, die diesem Datenformat inhärent sind, wahr wird. Oft wird auch davon (tag-)geträumt, PDF als „digitalen Proof“ zu
verwenden. Ein Beispiel: ein Kunde in Paris möchte etwas in Hamburg
drucken lassen. Er schickt einen Entwurf als PDF-Dokument über Kabel
nach Hamburg, dort wird der Entwurf nachgearbeitet und das fertige Produkt
(auch eine PDF-Datei) nach Paris zurückgeschickt. Der Kunde dort schaut
sich die Datei an, gibt sein Placet und in Hamburg kann gedruckt werden.
Welche Überraschungen birgt diese Vorgehensweise?
Es gibt, wie in Postscript, in PDF die Möglichkeit, verbindliche Farben nach dem CIE-LAB Standard anzulegen. Es muß, um bei den Farben keine Überraschungen zu erleben, sichergestellt sein, daß der Autor die Farben nach diesem Standard anlegt. Aber damit nicht genug. Um völlige Übereinstimmung der Farbvorstellung zwischen Kunde und Druckerei zu ermöglichen, muß das Ausgabeverfahren an beiden Orten identisch sein: Gleiches Druckverfahren, gleicher Bedruckstoff, gleiche Beleuchtung, gleich kalibrierte Proofdrucker. Dann klappt´s (hoffentlich). Schrift:
OPI-Bilder:
PDF als digitaler Proof ist also höchstens mit einer enorm leistungsfähigen und genauen Arbeitsorganisation und mit intensiver Kundenkommunikation möglich. Hier ist das Format (von den kleineren Dateigrößen abgesehen) nicht besser geeignet als Postscript. |
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Wenn Sie Interesse an der Einführung des
PDF-Workflows und oder am digitalen Proof haben, können Sie sich an
den Autor wenden.
(Beratung
PDF im Betrieb)
Fraunhofer
IAO
Nobelstraße
12
70569 Stuttgart
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